| Seit etwa 3 Jahren beschäftige ich mich mit Modellstrahltriebwerken. Damals entschloß ich
   mich für den Nachbau einer modifizierten KJ66. 
   Als im Sep. 99 die Diplomarbeit in meinem Maschinenbaustudium anstand, war für mich klar,
   dass diese sich mit Strahltriebwerken befassen wird. Dies lag nahe, da ich mich zu diesem
   Zeitpunkt schon viel mit Strahltriebwerken beschäftigt habe. Der Grundgedanke war die
   Entwicklung eines völlig neuartigen Triebwerkes. Meiner Meinung nach lassen sich nur so
   völlig unbefangen eigene Ideen und Erfahrungen umsetzen. Außerdem wollte ich mich nicht
   dem Trend der letzen Jahre  zur Standardbauweise “KJ66” anschließen, sondern
   nachweisen, dass auch andere Funktionsprinzipien realisierbar sind.  
   Der eine oder andere Hersteller behauptet zwar, die Modellgasturbinen der “nächsten
   Generation” zu bauen. Betrachtet man die Triebwerke der einzelnen Firmen, stellt man jedoch
   schnell fest, daß diese, bis auf wenigen Kleinigkeiten, der KJ 66 bzw. der AMT-Turbine sehr
   ähnlich sind. Eine Neuerung, die ich in letzter Zeit beobachte, ist die Skalierung dieser
   Triebwerke, um so die Leistung zu steigern bzw. kleinere Turbinen zu bauen. Die
   rechnerische Auslegung eines solchen Triebwerkes ist interessant. Konstruktiv sind solche
   Modellgasturbinen keine Herausforderung mehr, da es schon wieder jede Menge solcher
   getunten “KJ-66 Triebwerke” gibt. Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass das
   Bauprinzip der Kj-66 ein schlechtes ist. Dieses hat sich hervorragend bewährt. Jedoch sollte
   sich man als Tüftler nicht so sehr auf bereits bestehendes fixieren. Diese “Erfinder” vermisse
   ich unter den Turbinenhersteller einwenig, da diese fast ausschließlich bewährtes in Serie
   produzieren und fertig montiert verkaufen.   
   Eine Vereinigung solcher ”Hobbytriebwerksbauer” ist die GTBA. Diese Organisation  gibt in
   regelmäßigen Abständen Rundschreiben heraus, in denen über die Projekte der Mitglieder
   informiert wird. Dort erfährt man z.B. das neuste über die elektronische Wuchtung im
   Eigenbau, Versuchstriebwerke mit Axialverdichter, Wellenleistungstriebwerke, usw. Ich kann
   jedem “Bastler” die Mitgliedschaft in diesem Verein empfehlen.  
   Eine technische Weiterentwicklung, die ich sehr interessant finde, sind die von Tüftlern
   entwickelten Wellenleistungs- sowie Nachbrennertriebwerke, die auf die herkömmlichen
   Turbinen aufbauen.  
   Nachdem ich verschiedene Triebwerksbauarten durchdacht hatte entschloss ich mich eine
   Modellstrahlturbine mit zweistufigen Radialverdichter zu konstruieren. Daraus entstand die TM
   74.   
    
    
   Hier noch ein paar Worte zu 
   Leistungs- und Temperaturangaben bei   Modelltriebwerken.  
	
   Wenn man gelegentlich die Werbeanzeigen der Triebwerkshersteller in diversen
   Modellbauzeitschriften studiert, und die dort angegebenen Leistungsdaten mit denen am
   eignen, ähnlich aufgebauten  Triebwerk ermittelten vergleicht, zweifelt man an seinen eigenen
   Fähigkeiten. Bei manchen Angaben stellt man jedoch durch das durchrechnen eines
   einfachen Kreisprozesses schnell fest, dass die angegebenen Leistungsdaten bei normalen
   Umgebungszuständen sich so fast nicht ergeben können. Das hierbei Zweifel angebracht
   sind wurde des öfteren durch verschiedene seriöse Messungen an solchen Triebwerken
   bestätigt. Dies stört die Hersteller jedoch nicht großartig, weil die meisten  Kunden, die ein
   fertig montiertes Triebwerk erwerben, dieses gar nicht auf einem Prüfstand mit Schubwaage
   testen. Ist das Triebwerk dann im Jet eingebaut, wird der Schub subjektiv als “ausreichend”
   eingestuft, da der Modelljet im Vergleich mit herkömmlichen Antrieben abgeht wie “Schmitz´s
   Katze”.  Das bei Modelltriebwerken gewisse Streuungen bei der Leistung auftreten steht
   außer Frage. Jedoch sollten sich gerade die industriellen Hersteller bemühen seriöse
   Leistungsangaben über ihre Triebwerke zu verbreiten. Im übrigen gibt es im Gasturbinenbau
   so genannte INA-Zustände und INA-Leistungen. In diesem Rechenverfahren werden die vom
   Normzustand abweichende Umgebungszustände auf die Leistungen umgerechnet. Somit
   lassen sich die Daten unabhängig von der Umgebung miteinander vergleichen.  
   Im übrigen verstehe ich nicht warum die Abgastemperatur immer noch weit unter 600°C
   gedrückt wird. Inzwischen werden auch im Modellbau Materialien eingesetzt, die diesen
   Temperaturen ohne weiteres standhalten. Mit der Abgastemperatur fällt zum einen der Schub,
   und nicht zuletzt auch der thermische Wirkungsgrad des Triebwerkes ab.    
	
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